WirtschaftsWoche: Herr Flacks, Sie haben als Investor Unternehmen mit 25 bis 500 Millionen Euro und aus der Bauwirtschaft im Visier und wollen diese befristet übernehmen. Was reizt Sie als amerikanischen Investor ausgerechnet an deutschen Mittelständlern? Michael Flacks: Deutsche Mittelständler zeichnen sich durch Qualität, Know-how und hochentwickelte Technologien aus. Insbesondere das Management ist sehr gut strukturiert, was großes Potenzial bietet. Doch viele Gründer und Besitzer orientieren sich mit der Zeit um und entwickeln Interessen außerhalb ihrer Unternehmen. Über die Jahre haben sie ein gutes Fundament geschaffen, auf dem wir aufbauen können. Der strategische Fokus der Flacks Group liegt in Deutschland auf mittelständischen Unternehmen und Immobilien. Besonders interessant sind für uns Organisationen, die zum Verkauf stehen, aber keine große Nachfrage oder Interesse auf dem Markt erzielen. Das ist viel Lob, von so viel Anerkennung kann der Mittelstand hierzulande – unberechtigterweise – sonst nur träumen. Was für Unternehmen passen in ihr Beuteschema? Wir haben besonderes Interesse an mittelständischen Unternehmen aus klassischen und manchmal verkannten Industrien oder Nischen, wie beispielsweise Verpackung und Transport, oder auch Industriegütern wie Beschlagtechnik. Sie stehen für „Made in Germany“ par excellence. So wie Dorma Beschlagtechnik – neuerdings Ogro -, die Türbeschläge aus Metall produzieren und die sie vergangenen Sommer gekauft haben. Oder das frühere Sägewerk Fürstenberg Holz, das jetzt Holzverpackungen produziert. Wonach wählen Sie Ihre Übernahmekandidaten aus? Wir konzentrieren uns auf Unternehmen, die in Schwierigkeiten geraten sind, und die sich selbst nicht mehr helfen oder sich positiv entwickeln können. Die wollen wir repositionieren. Angeboten werden sie uns von Beratern aus dem Geschäfts- und Finanzwesen, die uns einen guten Einblick in die wirtschaftlichen Hintergründe geben. In der Vergangenheit haben wir durchschnittlich ein Unternehmen im Jahr akquiriert. 2017 waren es mit Dorma und Fürstenberg Holz sogar zwei. Das wollen wir in diesem Jahr wiederholen. Wir sind gerade in Akquisegesprächen und hoffen, in den kommenden Wochen noch ein Unternehmen mit 300 Millionen Euro Jahresumsatz für unser Portfolio dazukaufen zu können. Welche Besonderheiten sehen Sie im Vergleich zu anderen Ländern? Das Management und die Mitarbeiter sind das, was für deutsche Unternehmen charakteristisch ist und was den deutschen Markt auszeichnet. Weiteres Potenzial wegen einer wachsenden Wirtschaft sehen wir in Polen. Der dortige Markt bietet viele Möglichkeiten, die bisher oft noch ungenutzt sind. Allerdings bestehen auch einige Nachteile, die es auszugleichen gilt. Doch welcher Markt ist schon perfekt? Welche Nachteile attestieren Sie Deutschland? Einen Nachteil sehe ich in der fehlenden Flexibilität hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse. Diese sind oft zu starr und bürokratisch angelegt und nicht auf agile Geschäftskonzepte ausgerichtet. Entwicklungen werden damit oft gehemmt und Chancen verschenkt. Hier wünsche ich mir mehr Mut zu Flexibilität – auch zugunsten der deutschen Wirtschaft. Bei uns in den USA werden Arbeits- und Geschäftsverhältnisse auf Augenhöhe geführt und gepflegt. Das macht das ,Miteinander wirtschaften’ deutlich effektiver. Jeder Mitarbeiter ist wichtig und trägt zum Erfolg des jeweiligen Unternehmens bei. Daher ist es uns bei jeder Akquisition wichtig, alle Arbeitsplätze zu erhalten. Im vergangenen Jahr haben wir trotz Restrukturierungsmaßnahmen nur fünf Prozent Mitarbeiter verloren, um die Effizienz zu steigern und Erfolge zu sichern. Abgeschreckt hat Sie das deutsche Arbeitsrechts dann also doch nicht. Der deutsche Markt hat sich in den vergangenen Jahren als sehr stabil und verlässlich erwiesen. Gerade mittelständische Unternehmen tragen hierzu bei. Viele dieser Firmen zählen in ihrer Branche zu den größten und erfolgreichsten weltweit. Uns bietet der deutsche Markt somit optimale Voraussetzungen für Investitionen. Wir haben großes Interesse, mit deutschen Unternehmen und mit deutschen Managements zu arbeiten, der Return on Investment ist stets positiv. Sie investieren auch in Großbritannien, Irland, Polen, Spanien, der Schweiz und den USA – nach welchen Kriterien wählen Sie dort die Unternehmen aus? Wir verfolgen auf allen Märkten die gleiche Strategie. Daher ist auch unser Vorgehen weltweit identisch. Beeinflusst der Brexit ihre Pläne für Großbritannien? Der Brexit ist ein sehr vielschichtiges und sensibles Thema. Vom wirtschaftlichen Aspekt aus sehe ich darin für unser Geschäft auch eine Chance. Die Verunsicherung der Unternehmen macht sie offen für neue Partnerschaften. Gleichzeitig sinken die Preise für mögliche Akquisitionen. Um es deutlich zu sagen: Wenn viele Unternehmer am liebsten davonlaufen würden, dann ist unsere Zeit gekommen.
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